Schriftgröße
pl

Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen

Herzlich wilkommen auf der Webseite „Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg“
des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (DPJW).

Wir laden Sie herzlich ein, die Datenbank zu nutzen!

Dęblin – Gefangenenlager

alles anzeigen

Geschichte

Schon im Oktober 1939 wurden die ersten Kriegsgefangenen auf dem Gebiet der Festung Dęblin in ein Lager gebracht. Es waren Soldaten der bei Kock zerschlagenen Operationsgruppe „Polesie“. 1940-1941 kamen Franzosen, Holländer, Luxemburger und Belgier hinzu, die an der Westfront in Gefangenschaft geraten waren. Im Juli 1941 entstand in der Zitadelle im Fort VII und auf der Redoute Balonna der Stalag 307. In den ersten zwei Jahren seines Bestehens durchliefen das Lager etwa 200.000 sowjetische Kriegsgefangene. Während der gesamten Lagerzeit gab es eine geheime Kriegsgefangenenorganisation, die sogar über ein Funkgerät verfügte. Ihr Ziel war es, wichtigen Militärspezialisten die Flucht zu ermöglichen. Eine große Hilfe bei den ungewöhnlich häufigen Fluchtversuchen waren Eisenbahner des Knotenpunktes Dęblin, die Gefangene in den Tendern der Loks aus dem Lager schmuggelten. Außerdem agierte in den nahe gelegenen Wäldern bei Parczew, Kock und Okrzejów eine Partisanenabteilung, die den Geflohenen half. Andererseits hatte die deutsche Abwehr im Lager erfolgreich eine Zelle mit dem Namen „Zeppelin“ gegründet, um kollaborationswillige Personen zu rekrutieren. Es wurden Truppenkontingente mit Tausenden von Armeniern, Tataren, Mongolen und Kaukasiern aufgestellt. Diese Soldaten wurden nach entsprechender Schulung bewaffnet und neu uniformiert an die Front geschickt, oder sie wurden als Wachmänner im Lager eingesetzt bzw. als Hilfskräfte in der Etappe.

Ende September/Anfang Oktober 1943 wurde der Stalag von sowjetischen Kriegsgefangenen geräumt (wenige blieben in Hilfsfunktionen). Deren Platz nahmen 16.000 internierte italienische Offiziere ein, die Armata Italiana in Russia (meist Infanterie, darunter Gebirgsjäger, aber auch Flieger und über 100 Kapläne). Die Ordonanzen der Italiener durften bei ihren Offizieren bleiben, bei höheren Rängen auch die Adjutanten. Ende November 1943 bot man den Internierten an, entweder freiwillig mit den Deutschen zusammenzuarbeiten oder sich dem Heer Mussolinis in der Republik Salo anzuschließen. Andernfalls verlören sie den Status der Internierten und würden gewöhnliche Kriegsgefangene. Ca. 20 Prozent der Italiener nahmen das Angebot an, der Rest blieb im Lager, das im Februar 1944 in Oflag 77 umbenannt wurde. Letztlich traf die italienischen Kriegsgefangenen dasselbe Schicksal wie die sowjetischen: Hunger, Infektionskrankheiten, Hinrichtungen. Ihre Gräber sind bis heute unentdeckt. Es wird vermutet, dass sie sich in der Redoute Balonna und im Fort VII befinden. Oflag 77 wurde am 26. Juli 1944 befreit.

Außer den genannten Lagern bestand auf dem Gelände der Festung von Oktober 1941 bis April 1942 der Stalag 237 (XVII D). Es wird geschätzt, dass in den Gefangenenlagern Dęblins 80.000 Menschen umkamen, darunter 5.000 Italiener – die Mehrheit ermordet, verhungert oder durch Krankheiten gestorben.

Paweł Kosiński

Erinnerung

Auf dem Kommunalfriedhof von Dęblin befinden sich jetzt Sammelgräber sowjetischer Soldaten. Auf der Zitadelle wurde ein Obelisk errichtet.

Paweł Kosiński

Sonstige Informationen

Dęblin – Gefangenenlager

 

Dęblin, Polen

 

Dęblin: Kommunalfriedhof, Sammelgräber russischer, italienischer und französischer Soldaten, an der Straße des 15. Infanterieregiments „Wölfe“. Denkmal zu Ehren der verhungerten sowjetischen Kriegsgefangenen im Stalag 307 an der ul. Saperów.

Stadtplan unter www.deblin.pl (auf Polnisch, Englisch und Italienisch)