Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen
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Działdowo – Lager
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Das Lager in der Kreisstadt Działdowo befand sich auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne (heute ul. Grunwaldzka). Der Charakter des acht Hektar großen, mit Stacheldraht eingezäunten Lagers veränderte sich im Zeitraum von September 1939 bis zum Mai 1944 einige Male. Bis Anfang Dezember 1939 wurde es als Kriegsgefangenendurchgangslager genutzt. Nachdem sie ins Deutsche Reich abtransportiert worden waren, verlegte der „Selbstschutz“, eine paramilitärische Organisation der deutschen Minderheit in Polen und Tschechien, sein Gefängnis hierher. Vorher war es in einem Gebäude untergebracht, das die Polen „Haus unter der schwarzen Flagge“ nannten. Dieses Gefängnis durchliefen ca. 1.000 Personen; viele von ihnen wurden gefoltert und ermordet. Von Februar bis Mai 1940 wurde es wieder zum Durchgangslager, diesmal für Polen aus den Landkreisen Płock, Ciechanów (Zichenau) und Białystok. Bis zum Sommer 1940 wurden hier auch jüdische Bewohner aus der Umgebung interniert. Die Häftlinge wurden von hier aus ins gesamte Generalgouvernement verschickt. Zu dieser Zeit war das Lager Hinrichtungsort für die im Rahmen der „Intelligenzaktion“ zwischen 1939 und 1940 verhafteten polnischen politischen Häftlinge. Unter ihnen waren auch Mitarbeiter des Polnischen Konsulats in Olsztyn, die nach der deutschen Besetzung Norwegens hierher deportiert worden waren. Von ihnen überlebte niemand. Die Exekutionen der politischen Gefangenen fanden auf dem Kormonicki-Berg bei Białuty (Bialutten) im Wirski-Wald und auf dem Lagergelände statt. Hier kamen fast alle Geistlichen des Kreises Płock um, darunter Bischof Julian Nowowiejski und Bischof Leon Hetmański. Auf dem Gelände des ehemaligen Todeslagers erinnert eine Gedenktafel an die beiden Bischöfe, die von der Ortsgruppe des NSZZ Solidarność, der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität, gestiftet wurde. Es wird geschätzt, dass hier in diesem Zeitraum 1.500 Menschen erschossen wurden.
Ab Mai 1940 wurde das Lager, das der deutschen Sicherheitspolizei (Sipo) aus Königsberg unterstand, in ein Arbeitserziehungslager umgewandelt. Außer den Häftlingen, die zum Tode verurteilt worden waren oder auf die Deportation ins Generalgouvernement warteten, waren auch sogenannte polnische Saboteure inhaftiert, die für kleinste Vergehen zur Arbeit in deutschen Fabriken und Landwirtschaftsbetrieben verurteilt wurden. Ab 1942 wurden Gefangene gebracht, die in einem Polizeiverfahren zu Arbeitsstraflager verurteilt worden waren. Bei einer Epidemie im Sommer 1944 starben 300 Menschen; 300 weitere wurden erschossen. Das deutsche Lager wurde im Januar 1945 aufgelöst.
Die Angaben zur Anzahl der toten über Todeszahlen schwanken zwischen 3.000 und 10.000 Menschen.
Nach dem Einzug der Roten Armee diente das Lager als Internierungsort für die deutsche Bevölkerung sowie für Polen, die während der Besatzung die „Volksliste“ unterschrieben hatten. Dieses Lager des sowjetischen Geheimdienstes NKWD wurde erst im Oktober 1945 aufgelöst. Viele der Häftlinge wurden ins Innere der Sowjetunion deportiert.
Ewa Gładkowska
An die Opfer erinnert ein Denkmal, das am 18. Januar 1965 an der Ecke der heutigen ul. Grunwaldzka eingeweiht wurde. Die abstrakte Form der Skulptur (von Ryszard Wachowski) ist mit Stacheldraht umwickelt und steht auf einer Steinplatte, mitten auf einer Treppe. Auf ihr ist zu lesen: „Einige zehntausend polnische Häftlinge durchlitten das Konzentrationslager in Działdowo von 1939 – 1945. Tausende von ihnen erlitten den Märtyrertod durch die Hand der faschistischen Banditen“. An die Ermordeten erinnert auch ein Relief auf dem Friedhof an der ul. Nidzicka. Unter der Darstellung einer Hinrichtung steht: „Den Opfern der Hitler-Faschisten 1939 – 1944. Die Bevölkerung von Ermland-Masuren“. In der linken oberen Ecke ist das Emblem des Bundes der Kämpfer für Freiheit und Demokratie eingraviert.
Ewa Gładkowska
Działdowo – Lager
Działdowo
Anfahrt: Działdowo liegt etwa 20 km nordöstlich von der E 77; Anfahrt über die 544. Zugfahrpläne auf: rozklad-pkp.pl/?q=de/node/144