Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen
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Kreisau – Internationale Jugendbegegnungsstätte – Gedenkstätte – Europäische Akademie
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Die Internationale Jugendbegegnungsstätte „Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung“, kurz IJBS Kreisau genannt, liegt in dem schlesischen 200-Einwohner-Dorf Krzyżowa bei Świdnica (Schweidnitz). Sie ist in den Gebäuden eines ehemaligen Gutes untergebracht, das sich bis 1945 im Besitz der Adelsfamilie von Moltke befand. An diesem historischen Ort trafen sich seit 1940 mehrmals Mitglieder einer Gruppe von Oppositionellen gegen Hitler um Helmuth James Graf von Moltke und Peter Yorck von Wartenberg. Diesem „Kreisauer Kreis“, wie die Widerstandsgruppe in den Ermittlungsakten der Gestapo genannt wurde, gehörten etwa vierzig Personen an. Sie stammten aus verschiedenen sozialen Schichten und vertraten unterschiedliche politische Einstellungen. An den Treffen in Kreisau und anderen Orten nahmen Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Jesuiten, protestantische Geistliche und Adlige teil. Sie hatten das Ziel, gemeinsame Grundsätze für eine politische und soziale Neuordnung Deutschlands nach dem Ende der NS-Herrschaft zu erarbeiten. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 wurden zahlreiche Angehörige des Kreisauer Kreises verhaftet, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet. Unter ihnen befanden sich auch von Moltke und von Wartenberg.
Nach 1945 wurde das Gut, das nun auf polnischem Staatsgebiet lag, als Bauernhof genutzt. Am 12. November 1989, wenige Tage nach dem Fall der Berliner Mauer, kam es in Kreisau zu einer folgenreichen Begegnung. Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und Bundeskanzler Helmut Kohl trafen sich an diesem symbolischen Ort, wo sie an einer Versöhnungsmesse teilnahmen. Gemeinsam wurde beschlossen, das Gut der Moltkes zu sanieren, um hier im Geist des Kreisauer Kreises eine Internationale Jugendbegegnungsstätte zu eröffnen. Finanziert wurde die Renovierung überwiegend durch die „Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit“. 1998 öffnete die Begegnungsstätte ihre Tore. An der feierlichen Eröffnung nahmen auch Freya von Moltke, die Witwe von Helmut Graf James von Moltke, und der Initiator Helmut Kohl teil.
Ziel der Aktivitäten der Jugendbegegnungsstätte ist es, anknüpfend an die Ideen des Kreisauer Kreises, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen und die europäische Einigung durch Verständigung, Abbau von Kommunikationsbarrieren und Entwicklung von interkulturellen Kompetenzen zu fördern. Als Ideal der Jugendarbeit wird dabei die Vermittlung dauerhafter Kontakte angesehen – darunter vor allem die Unterstützung von Schulpartnerschaften und persönlichen Begegnungen.
Die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung (Fundacja Krzyżowa dla Porozumienia Europejskiego) ist Trägerin dieses Konferenz- und Begegnungszentrums. Das einige Hektar große Anwesen bietet 181 Unterkunftsplätze, darunter Zimmer für Gäste mit Behinderungen, Seminar-, Workshop- und Konferenzräume mit multimedialer Ausstattung, einen Sportsaal und ein Restaurant. Die Internationale Jugend- und Begegnungsstätte (IJBS) Kreisau organisiert eigene Veranstaltungen, vermietet das Haus aber auch als Begegnungsstätte an Verbände, Organisationen, Schulklassen und andere Gruppen.
Die Europäische Akademie hat das Ziel, die durch die totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts entstandene Kluft in Europa zwischen Ost und West zu überwinden und die verschiedenen Erfahrungswelten zu öffnen. Dem Erbe des Kreisauer Kreises verpflichtet, beteiligt sich die Europäische Akademie durch ihre Bildungsarbeit am Prozess einer Neuordnung Europas. Sie bildet Foren zur Begegnung unterschiedlicher sozialer, kultureller, weltanschaulicher, religiöser und politischer Strömungen, will bei ihren Teilnehmern auf der Basis des Rechtsstaats zu persönlicher Verantwortung und Zivilcourage ermutigen und regionale Identität stärken.
Deutscher Kooperationspartner der polnischen Stiftung Kreisau ist die Kreisau-Initiative Berlin, die das Projekt in ideeller und materieller Hinsicht fördert. Die Kreisau-Initiative veranstaltet eigene Seminare zu historischen und aktuellen Themen in Berlin und Kreisau und unterstützt Kontakte zu anderen ostmitteleuropäischen Ländern.
Beate Kosmala
Die Gedenkstätte der Stiftung Kreisau erinnert an Widerstand und Opposition in den totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum stehen Menschen und Gruppen aus ganz Europa, die das Recht, die Freiheit und die Würde des Menschen verteidigten. Die Gedenkstätte versteht sich nicht als Museum, sondern als Ort der Erinnerung und Lernwerkstatt für einen entdeckenden und gestalterischen Umgang mit Geschichte für die Zukunft. Es gibt eine Bibliothek, eine Mediothek und eine Dauer-Ausstellung zur Geschichte von Widerstand und Opposition. Die Gedenkstätte kooperiert mit vergleichbaren Institutionen des In- und Auslands, organisiert wissenschaftliche Tagungen (zusammen mit der Europäischen Akademie) und gibt Publikationen heraus. Zentrum der Gedenkstättenarbeit ist das oberhalb des Gutshofes gelegene Berghaus, Wohnhaus der Familie von Moltke seit 1928 und Tagungsort des Kreisauer Kreises in den Jahren 1942/43, das nach 1990 als Wohn- und Arbeitsort wiederhergestellt worden ist.
Beate Kosmala
Kreisau – Internationale Jugendbegegnungsstätte – Gedenkstätte – Europäische Akademie
Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung Krzyżowa 7 58-112 Grodziszcze
Tel.: +48 74 8500300
Fax: +48 74 8500305
http://krzyzowa.org.pl//index.php?lang=de_DE (www.krzyzowa.org.pl)
E-Mail: recepcja@krzyzowa.org.pl
Anfahrt: Kreisau (Krzyżowa) liegt etwa 2 km westlich von Grodziszcze. Durch Grodziszcze führt die Landstraße 382 von Świdnica (ehemaliges Schweidnitz) nach Dzierżoniów (Reichenbach im Eulengebirge). Eine genaue Karte der Umgebung und Informationen über die Anfahrt mit Bahn, Bus und Pkw sind zu finden unter http://krzyzowa.org.pl//index.php?lang=de_DE.