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Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen

Herzlich wilkommen auf der Webseite „Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg“
des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (DPJW).

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Lodz – Weg des Gedenkens an das Ghetto Litzmannstadt

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Geschichte

Das Ghetto in der Stadt Łódź (von den Nationalsozialisten in Litzmannstadt umbenannt) wurde am 8. Februar 1940 errichtet. Es war das erste auf dem vom „Dritten Reich“ annektierten polnischen Staatsgebiet. Das erste Ghetto auf polnischem Boden wurde bereits im Oktober 1939 in der 26 km entfernten Stadt Piotrków Trybunalski im Generalgouvernement errichtet. Das Ghetto Litzmannstadt war – nach dem Warschauer Ghetto – das zweitgrößte im gesamten besetzten Polen und existierte am längsten. Erst am 29. August 1944 verließ der letzte Transport nach Auschwitz das Ghetto, danach wurde es geräumt. Das Ghetto in Łódź war von der übrigen Stadt streng isoliert. Es besaß eine eigene Verwaltung (die natürlich den Deutschen vollständig untergeordnet war), ein Postwesen mit eigenen Briefmarken und eigener Währung. An der Spitze der Verwaltung stand der Vorsitzende des Judenrates, der umstrittene Chaim Mordechai Rumkowski, der auf selbstherrliche Weise hoffte, durch besondere Willfährigkeit gegenüber den Deutschen einen Teil der im Ghetto gefangenen Juden retten zu können. Durch das Ghetto Litzmannstadt gingen über 200.000 Juden aus der Stadt Łódź, aus dem Deutschen Reich, Österreich und Tschechien. Das Ghetto war vor allem ein großes Arbeitslager für den Bedarf der deutschen Kriegswirtschaft. Harte Arbeit, Hunger, Krankheiten und Epidemien, sehr schlechte sanitäre Bedingungen und eine große Bevölkerungsdichte verursachten eine hohe Sterblichkeitsrate unter den Eingeschlossenen.

Nach dem Krieg gab es auf dem Gebiet des Ghettos bedeutende Veränderungen. Viele Gebäude wurden zerstört, neue Siedlungen gebaut, manche Straßen verschwanden und manche bekamen neue Namen. Trotz alledem blieben noch viele Spuren des Lebens und Leidens der Ghettobewohner erhalten.

Leszek Olejnik

Erinnerung

Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Liquidierung des Ghettos war die Einrichtung des Pfades des Gedenkens an das Ghetto Litzmannstadt. Auf diesem Weg befinden sich 38 Orte und Objekte, an denen heute Gedenktafeln zu sehen sind, die über die Funktion des jeweiligen Gebäudes informieren.

Der Weg beginnt auf dem Marktplatz des Stadtteils Bałuty (Rynek Bałucki), wo sich die deutsche Verwaltung des Ghettos und die jüdischen Behörden befanden. Er führt weiter zu den Plätzen, wo sich verschiedene Zentralen, Verwaltungsbüros, Polizeibehörden, Arbeitsbüros, Schulen, Krankenhäuser befanden, auch die Gebäude, wo die Juden aus Westeuropa untergebracht waren (genannt Kollektive). Im „Roten Häuschen“ („Czerwony Domek”) in der ul. Koscielna 8 befand sich das Kommissariat der Kriminalpolizei. Hier wurden Ghetto-Juden gefoltert und ermordet. Am Plac Kościelny befindet sich eine der ältesten und schönsten katholischen Kirchen von Łódź, die Kirche Maria Himmelfahrt. Während der Besatzung wurde hier das geraubte jüdische Gut gelagert und sortiert. Etwas weiter, an der Krawiecka-Straße 3, stand das „Kulturhaus“, in dem Konzerte, Revuen und Kindertheater aufgeführt wurden. Hier fanden auch gelegentlich Feiern statt, und Chaim Rumkowski traf sich hier mit den Eliten des Ghettos. An der Ecke der Straßen ul. Wojska Polskiego (Straße des polnischen Heeres) und der ul. Obrońców Westerplatte (Straße der Verteidiger der Westerplatte) befindet sich am Gebäude der ehemaligen Schmiede eine Tafel, die an das hier vom November 1941 bis Januar 1942 gelegene „Zigeunerlager“ erinnert. In dem Ghetto-Gebiet, das von den Straßen ul. Wojska Polskiego, ul. Obrońców Westerplatte, ul. Sikawska und ul. Głowackiego begrenzt wird, wurden ungefähr 5.000 Sinti und Roma aus Österreich eingesperrt. Ein Teil starb durch Krankheiten oder wurde ermordet; etwa 4.300 Personen wurden in das Vernichtungslager Chełmno (Kulmhof) gebracht und dort vergast.

Eine wichtige Etappe auf dem Erinnerungspfad ist an der ul. Bracka der Jüdische Friedhof, der größte in Europa mit einer Begräbnisstätte von über 43.000 Ghettobewohnern.

Der Gedenkweg endet an der Bahnstation Radegast (Radogoszcz), die während der deutschen Besatzung als Umschlagplatz für Nahrungsmittel, Heizmittel und Rohstoffe sowie als Verladebahnhof für die im Ghetto produzierten Waren diente. 1941-1942 wurde der Bahnhof Radegast zur Endstation für 20.000 aus Deutschland, Österreich und Tschechien nach Litzmannstadt deportierte Juden sowie für etwa 20.000 Juden aus den geräumten Provinzghettos im Warthegau, ebenso für etwa 5.000 Roma aus Österreich. 1942 und 1944 fuhren Transporte mit insgesamt etwa 142.000 Ghettobewohnern in die Vernichtungslager Kulmhof und Auschwitz-Birkenau von hier ab.

Auf dem Erinnerungsgelände befindet sich unter anderem ein 140 Meter langer Tunel Deportowanych „Deportationstunnel“, welcher heute das unwiderrufliche Schicksal der abtransportierten Juden sowie ihren letzten Gang symbolisiert.

Am 29. August 2004, 60 Jahre nach der Räumung, wurde in Radogoszcz ein Denkmal des Bildhauers Bielecki eingeweiht, das an die Leiden der Juden des Ghettos Litzmannstadt erinnert. Eine auch als Schornstein gedeutete Säule, versehen mit der hebräischen, englischen und polnischen Inschrift „Du sollst nicht töten“, symbolisiert die Vernichtung der jüdischen Opfer. An der renovierten Rampe steht ein Zug aus Viehwaggons, mit denen Juden in die Vernichtungslager transportiert wurden. Ein wesentliches Element der Erinnerungsstätte sind Tafeln in Form jüdischer Grabsteine mit den Namen der Konzentrations- und Vernichtungslager, in die die Ghettoeinwohner deportiert wurden. Die Arbeiten an der endgültigen Gestaltung der Gedenkstätte dauern an; an einem Tunnel, der den Weg in den Tod von tausenden Juden aus Łódź symbolisieren soll, wird noch gebaut.

Leszek Olejnik

Sonstige Informationen

Lodz – Weg des Gedenkens an das Ghetto Litzmannstadt

 

Bałucki Rynek, Łódź

 

Lodz – Weg des Gedenkens an das Ghetto Litzmannstadt. 38 Gedenktafeln: Bałucki Rynek; ul. Ceglana 7; Ciesielska 7; Czarnieckiego 14; Drewnowska 75; Franciszkańska 13; Franciszkańska 27; Franciszkańska 29; Franciszkańska 30/33; Gnieźnieńska 20/22; Jakuba 10; Kościelna 8; Krawiecka 3; Limanowskiego 1; Lutomierska 1; Lutomietska 13; Łagiewnicka 1; Łagiewnicka 25; Łagiewnicka 34/36; Marynarska 55; Młynarska 25; Młynarska 32; Okopowa 119; Organizacji WiN 1/3; Organizacji WiN 74; Plac Kościelny 1; Plac Kościelny 4; Plac Piastowski; Rybna 8; Rybna 15; Szklana 7; Urzędnicza 11; Wojska Polskiego 10; Wojska Polskiego 84 róg Obrońców Westerplatte; Wojska Polskiego 88/92; Zgierska 70; Cmentarz żydowski; Stacja Radogoszcz. Beschreibung des Wanderpfades: www.ghetto.lodz.pl. Der Stadtplan von Łódź ist zu finden auf: auf www.mapa.lodz.pl