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Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen

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des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (DPJW).

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Majdanek – Staatliches Museum in Lublin

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Geschichte

Majdanek war von 1941-1944 ein nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager in einem Vorort der Stadt Lublin, die während des Krieges im Generalgouvernement lag. Der Name Majdanek ist abgeleitet von „Majdan Tatarski“, einem Vorort Lublins, wo sich das Lager befand. Mit dem Bau wurde im Oktober 1941 auf Befehl des Reichsführers SS und Chefs der deutschen Polizei, Heinrich Himmler begonnen. Die Aufsicht über die Errichtung des Lagers hatte Odilo Globocnik, Chef der SS und Polizei im Distrikt Lublin, gleichzeitig der Hauptverantwortliche für die Durchführung der „Aktion Reinhardt“. Ursprünglich war das Lager für 250.000 Häftlinge ausgelegt, diese Pläne wurden aber nie vollständig ausgeführt. Letztendlich bestand Majdanek aus fünf „Häftlingsfeldern“, die gleichzeitig 25.000 Personen fassen konnten, und einem Feld, auf dem sich ein Lazarett für sowjetische Kriegsgefangene befand, die zu den Deutschen übergelaufen waren. Das KZ Majdanek hatte zahlreiche Nebenlager.

Da die Lagerdokumentation nicht erhalten geblieben ist, ist die genaue Zahl der Häftlinge und der Opfer nicht bekannt. Die Schätzungen fallen unterschiedlich aus. Nach Angaben des Museums gingen ungefähr 300.000 Menschen durch das Lager, von denen mehr als 40 Prozent Juden waren – die meisten von ihnen polnische Juden, deportiert aus Lublin und Umgebung sowie aus Białystok, Radom und Warschau. Eingeliefert wurden aber auch slowakische, tschechische, österreichische, deutsche und holländische Juden. Die zweitgrößte Gruppe unter den Häftlingen bildeten nichtjüdische Polen (35 %). Sie waren politische Häftlinge, aber auch Menschen, die wegen Vergehen gegen die Besatzungsmacht zu KZ-Haft verurteilt worden waren, zum Beispiel Bauern, die ihre Abgabeverpflichtungen nicht erfüllt hatten, außerdem Personen, die bei Razzien aufgegriffen wurden sowie Personen, die als Vergeltung für Partisanenaktionen festgenommen wurden. Auch Einwohner aus der Umgebung von Zamość (Zamojszczyzna), die von den Deutschen von dort vertrieben wurden, kamen ins KZ Majdanek. Unter den Häftlingen des Lagers befanden sich auch Vertreter anderer Nationalitäten, darunter Russen, Ukrainer, Weißrussen (unter ihnen viele sowjetische Kriegsgefangene), Deutsche, Österreicher, Franzosen, Italiener und Holländer. Verglichen mit anderen NS-Lagern waren in Majdanek mit sechs Prozent verhältnismäßig viele Kinder unter 16 Jahren inhaftiert.

Nach neuesten Schätzungen kamen in Majdanek 78.000 Menschen um, davon waren 59.000 Juden und 19.000 nichtjüdische Häftlinge, vor allem Polen und Weißrussen. Über die Hälfte der Opfer starb infolge sehr schlechter Lebensbedingungen: Nahrungsmangel, Arbeit, die die Kräfte der Gefangenen überstieg, Epidemien und brutale Behandlung. Die anderen wurden hingerichtet oder starben in den Gaskammern.

Majdanek war vor allem ein Arbeitslager. Die Häftlinge waren bei der Erweiterung des Lagers beschäftigt, in den Werkstätten und Warenlagern auf dem Lagergelände sowie in Fabriken und Unternehmen außerhalb von Majdanek. Ein großer Teil der Häftlinge arbeitete in der deutschen Rüstungsindustrie. Die SS führte im Lager regelmäßig Selektionen durch und liquidierte Arbeitsunfähige. Manche, die in Majdanek ankamen, wurden direkt in den Tod geschickt. Dieses Schicksal traf unter anderem die Einwohner des Ghettos von Majdan Tatarski, das nach der Liquidierung des Lubliner Ghettos im Frühling 1942 entstanden war. Von der Gruppe der 2.000 bis 3.000 Menschen, die im April 1942 ins Lager kamen, wurden nur 120 bis 300 Männer zur Arbeit ausgewählt, die anderen im nahen Wald erschossen. Von Oktober 1942 bis September 1943 wurden Häftlinge, vor allem Juden, mit Kohlenmonoxid und Zyklon B in Gaskammern ermordet.

Die größte Massenhinrichtung in Majdanek fand am 3. November 1943 statt, als Spezialeinheiten der SS die letzten 18.000 jüdischen Häftlinge im Lager erschossen. Das Massaker war Teil einer größeren Aktion mit dem zynischen Namen „Erntefest“, bei der auch jüdische Häftlinge in den Arbeitslagern in Trawniki und Poniatowa ermordet wurden.

Im Lager entstanden viele Widerstandsorganisationen. Die stärkste war „Der Adler“ („Orzeł“), von polnischen politischen Häftlingen gegründet und mit Verbindungen zur Heimatarmee. Dank ihrer Kontakte mit der Außenwelt konnten die Mitglieder der Organisation mit Unterstützung der Bevölkerung rechnen.

Das Hauptziel des Widerstandes im Lager war die gegenseitige Hilfe und Weitergabe von Informationen über das Lager nach draußen. Zahlreichen Häftlingen gelang die Flucht aus Majdanek.

Die Deutschen lösten das Lager im Juli 1944 auf, kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee. Die SS vernichtete die Lagerdokumentation und setzte eines der Krematorien in Brand, aber in der Eile schaffte man es nicht, die Lagergebäude zu zerstören und alle Spuren der Verbrechen zu verwischen. Die meisten Häftlinge wurden in andere, westlich gelegene Lager deportiert. Als die Rote Armee am 24. Juli 1944 das Lager betrat, fand sie nur noch etwa 1.500 Häftlinge vor. Majdanek war das erste KZ, das von den Alliierten befreit wurde. In den Nachkriegsjahren fanden in Polen (1946-1948) und in der Bundesrepublik (1975-1980) Prozesse gegen Mitglieder der Wachmannschaften von Majdanek statt.

Erinnerung

Ein Teil des Lagergeländes von Majdanek wurde schon im Herbst 1944 zu einem Museum und einer Gedenkstätte. Die heutige historische Ausstellung in zwei Lagerbaracken – 1995 eröffnet – ist eher bescheiden und nicht fehlerfrei. Sie gilt dem Lager selbst, dem für die Verbrechen verantwortlichen Personal und den Schicksalen der Häftlinge. Die Ausstellung zeigt ein Modell von Majdanek, Kopien von Archivdokumenten und Objekte aus der Zeit des Lagers. In einer weiteren Baracke findet man Schuhe von ermordeten Häftlingen. In der Baracke 47 befindet sich eine künstlerische Installation mit dem Titel „Shrine“. Im 3. Häftlingsfeld wurde in mehreren Baracken versucht, die Lebensbedingungen der Häftlinge zu rekonstruieren. Im Museum werden zusätzlich zeitlich begrenzte Ausstellungen gezeigt. Als Beispiel sei hier eine multimediale Installation unter dem Titel „Elementarz“ (= Erste Lesefibel der Grundschüler) angeführt, die den Schicksalen der nach Majdanek deportierter Kinder gewidmet ist.

In Majdanek blieben relativ viele Lagergebäude erhalten. Rekonstruiert wurden ein Teil der Häftlingsbaracken, der Stacheldrahtzaun, der die Lagerfelder voneinander trennte, Wachtürme, das Bad, die Gaskammern und das Krematorium sowie ein Teil der Wirtschaftsgebäude. 1969 wurde ein Denkmal nach dem Entwurf von Wiktor Tołkin, enthüllt. Es besteht aus einem stilisierten Lagertor und einem Mausoleum in Form einer Rotunde, in der Asche der Ermordeten ruht. Beide Teile des Denkmals verbindet eine Lagerstraße.

Empfehlenswert sind auch:

www.majdanek.eu (offizielle Seite des Museums Majdanek) (Seite auf Polnisch und Englisch)

www.ushmm.org (Englisch)

www.deathcamps.org (Englisch)www.deathcamps.org/contents (viele Inhalte auf Deutsch)

Zofia Wóycicka

Sonstige Informationen

Majdanek – Staatliches Museum in Lublin

ul. Droga Męczenników Majdanka 67, 20-325 Lublin

Tel.: +48 81 710 28 33, 48 81 710 18 28 21

Fax.: +48 81 710 28 65

http://www.majdanek.eu

E-Mail: cetrum@majdanek.pl, sekretariat@majdanek.eu

Informationen über Bildungsprogramme und Besichtigungsbedingungen: http://www.majdanek.eu/pl/education#

Anfahrt: Am einfachsten ist das Museum mit dem Bus (Linie 28, Abfahrt am Hauptbahnhof Lublin) oder mit dem Auto (Parkgebühr) zu erreichen.

Stadtplan unter www.lublin.eu