Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen
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Oberschlesien – Bergwerkslager
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Während des Zweiten Weltkriegs und in den ersten Jahren danach waren die Bergwerke in Oberschlesien die Hauptkohlenquelle für Mittel- und Osteuropa. Deshalb wurde den Kohlegruben sowohl von den deutschen Besatzern als auch später von den Kommunisten höchste Bedeutung beigemessen. Um möglichst große Erträge des „schwarzen Goldes“ zu erwirtschaften, wurden während des Krieges massenweise Häftlinge und Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit in die Bergwerke geschickt. Die Deutschen legten daher um die Bergwerke des Oberschlesischen Industriegebietes herum oder auch in den Bergwerken selbst Zwangsarbeiterlager an oder verlegten Arbeitseinheiten von Kriegsgefangenen dorthin. Grundsätzlich wurden Kriegsgefangene aus den Lagern in Łambinowice (Lamsdorf, Zentrales Kriegsgefangenenmuseum in Łambinowice-Opole) zu dieser Arbeit eingesetzt. Zudem verfügte das Konzentrationslager Auschwitz über ein Netz von Nebenlagern, deren Häftlinge unter Tage arbeiten mussten (z. B. im Bergwerk „Dachs“ in Jaworzno). Am schlechtesten wurden sowjetische Kriegsgefangene in den Minen behandelt. Sie bekamen nicht nur teilweise ungenießbare Hungerrationen, sondern wurden auch täglich geschlagen. Aufgrund der schweren Arbeit, der Erschöpfung und der schrecklichen Lebensbedingungen, wegen Hunger und Krankheiten war die Sterblichkeit während der deutschen Besatzung in diesen Lagern sehr hoch. Die Bergwerks-Lager erbrachten nicht nur die nötigen Erträge für die Kriegswirtschaft des Dritten Reiches, sondern spielten auch im Verfolgungssystem der Nazis eine wesentliche Rolle. Sie wurden zu Orten der Vernichtung der Zwangsarbeiter, die von der Nazipropaganda zu „Untermenschen“ erklärt worden waren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die von den Nazis errichteten Lager von den Kommunisten genutzt. Nun wurden deutsche Kriegsgefangene in die Gruben geschickt, außerdem „Volksdeutsche“, Schlesier, darunter Frauen und Jugendliche, sowie Polen, die von der stalinistischen Sonderkommission zum Kampf gegen wirtschaftlichen Missbrauch und Schädigung (Komisja Specjalna do Walki z Nadużyciami i Szkodnictwem Gospodarczym) zur Zwangsarbeit verurteilt worden waren. Die Lebensbedingungen waren schlecht, aber nicht so verheerend wie unter der deutschen Besatzung. Die größte Gruppe unter den Zwangsarbeitern waren deutsche Kriegsgefangene. Fast 50.000 wurden der polnischen Seite von den Sowjets „abgetreten“. Dies war eine zynische Entschädigung für die ca. 15.000 vom NKWD internierten und in die Sowjetunion deportierten polnischen Bergarbeiter. Die Sterblichkeit unter den Gefangenen war hoch – sie starben entweder an Erschöpfung, Krankheiten oder bei Arbeitsunfällen. Es gab keinerlei Schutz vor Stolleneinbrüchen, und jede Arbeit musste manuell verrichtet werden, da alle Maschinen in die UdSSR transportiert worden waren. Nach Angaben des Historikers Jerzy Kochanowski starben ungefähr 6.000 Kriegsgefangene. Die Toten wurden auf Friedhöfen in Lager- bzw. Grubennähe beigesetzt (z. B. in „Bobrek“, „Jadwiga”, „Rozbark”), in Kommunalfriedhöfen (z. B. „Prezydent”, „Bytom”), in Gruben des Kattowitzer Bundes der Kohleindustrie (Katowickie Zjednoczenie Przemysłu Węglowego) oder auf konfessionellen bzw. Pfarreifriedhöfen (z. B. „Grodziec”, „Siemianowice”, „Michał”, „Ludwik”, „Wanda-Lech”), wo sie in gesonderten Bereichen liegen. In anderen Woiwodschaften war es bedauerlicherweise üblich, Opfer der Gewaltherrschaft in Massengräbern an willkürlich ausgesuchten Orten zu begraben.
Zwischen Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre, nach der Zuschreibung der Nationalitäten der einheimischen Bevölkerung und der darauf folgenden Aussiedlung vor allem deutschstämmiger Einwohner wurden in den von den Deutschen errichteten Barracken die neuen Häftlinge des Systems eingewiesen, darunter vor allem Soldaten, die ehemals Bergwerksarbeiter waren. Von 1949-1959 gab es in der Polnischen Volksarmee sogenannte Arbeitsbataillone, die in Wirklichkeit Strafkommandos waren, in die man aus politischen Gründen Männer im wehrpflichtigen Alter zwang. Es handelte sich dabei vor allem um die Kinder von „Kulaken“, wie man damals in der kommunistischen Propaganda verächtlich sagte. Außerdem wurden Personen in diese Einheiten gezwungen, die konterrevolutionärer Aktivitäten verdächtigt wurden. In der Regel handelte es sich um Mitglieder von Jugendorganisationen der Unabhängigkeitsbewegung. Die Soldaten der Strafbataillone mussten Schwerstarbeit in Steinbrüchen, Steinkohlebergwerken, in Kupfer- und Uranminen in Ober- und Niederschlesien verrichten. Im Kattowitzer Stadtteil Brynów arbeitete eine große Gruppe der Bergwerkssoldaten am Kohleabbau im Bergwerk „Wujek“ („Onkel“), ein Zwangsarbeiterlager, das bereits während der deutschen Besatzung in Betrieb war.
Bogusław Kopka
siehe: Geschichte
Oberschlesien – Bergwerkslager
Eine Dokumentation der Erinnerungsorte in der Woiwodschaft Schlesien gibt es auf der Seite www.katowice.uw.gov.pl.
Stadtplan auf: www.katowice.eu