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Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen

Herzlich wilkommen auf der Webseite „Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg“
des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (DPJW).

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Obrawalde – Mahnmale und Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer der „Euthanasie“

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Geschichte

Międzyrzecz (Meseritz) ist ein kleines Städtchen westlich von Posen. Nach der zweiten Teilung Polens 1793 gehörte es zum preußischen Teilungsgebiet und lag auch nach 1918 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. 1904 wurde in Obrawalde (Obrzyce) eine moderne psychiatrische Anstalt gebaut. 1942-1945 wurde dieses Krankenhaus ein Ort der deutschen „Euthanasie“-Verbrechen: Körperlich und geistig Behinderte wurden systematisch ermordet. Das „Euthanasie“-Programm, das unter dem Decknamen T4 lief, benannt nach der Adresse des Hauptbüros in Berlin in der Tiergartenstrasse 4, begann im Oktober 1939. In Deutschland und Österreich wurden sechs solcher Zentren eingerichtet (Brandenburg, Grafeneck, Hartheim, Sonnenstein, Bernburg und Hadamar), in die kranke Kinder und Erwachsene gebracht wurden. Die Opfer wurden mittels Kohlenmonoxid in speziell dafür errichteten Gaskammern ermordet. Die Familien erhielten Todesurkunden mit falschen Angaben. Nach öffentlichen Protesten wurde die Aktion 1941 für beendet erklärt, lief jedoch auf dem Gebiet des besetzten Polen weiter. Im August 1942 wurde die „Euthanasie“ auch in Deutschland unter strenger Geheimhaltung wieder aufgenommen. Patienten wurden in psychiatrischen Anstalten und Sanatorien mit Giftspritzen, Medikamenten und durch Hunger getötet. Nach und nach wurden bei der Aktion T4 auch alte Menschen, „Asoziale“, Kriegsinvaliden und Zwangsarbeiter getötet.

Schon 1939 wurden aus Obrawalde unheilbar kranke Patienten in psychiatrische Krankenhäuser im besetzten Polen transportiert und dort ermordet. Anfang 1942 kamen in Meseritz (Międzyrzecz) Transporte mit Patienten aus anderen, im Deutschen Reich gelegenen psychiatrischen Anstalten, an. Die Menschen wurden mit Giftspritzen ermordet.

Insgesamt wurden in der Anstalt in Obrzyce etwa 10.000 Menschen ermordet, die meisten waren kranke und behinderte Deutsche. Die getöteten Ausländer waren überwiegend Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und politisch Verfolgte, darunter Polen, Russen, Ukrainer, Weißrussen, Tschechen, Franzosen, Holländer und Belgier.

Zofia Wóycicka

Erinnerung

Nach dem Krieg diente das Krankenhaus weiter als Nervenheilanstalt. 1966 wurde ein Mahnmal errichtet, das an die Opfer von 1942-1945 erinnert. In dem Verwaltungsgebäude befindet sich eine kleine, 1973 errichtete Gedenkstätte zur Erinnerung an die hier verübten Verbrechen. Ein weiteres Denkmal für die von den Nazis ermordeten Patienten der Anstalt wurde im April 2005 auf dem Krankenhausfriedhof errichtet, wo die Opfer in Massengräbern beigesetzt wurden.

Zofia Wóycicka

Sonstige Informationen

Obrawalde – Mahnmale und Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer der „Euthanasie“

 

ul. Poznańska 109, 66-300 Międzyrzecz

 

http://www.psychiatria.miedzyrzecz.pl (auf Polnisch und Englisch)

 

Anfahrt: Von Międzyrzecz gibt es eine Eisenbahnverbindung nach Gorzów Wielkopolski (und von da nach Berlin) oder über Zbąszynek (an der Strecke Berlin–Poznań–Warszawa). Fahrpläne unter: rozklad-pkp.pl/?q=de/node/144Man kann auch mit dem Bus aus Gorzów Wielkopolski oder aus Świebodzin (ebenfalls an der Bahnstrecke Berlin-Warschau) anfahren. Das Krankenhaus befindet sich an der ul. Poznańska 109, einen Kilometer vom Bahnhof entfernt.