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Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen

Herzlich wilkommen auf der Webseite „Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg“
des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (DPJW).

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Piotrków Trybunalski – Gedenkorte für die ermordeten Juden

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Geschichte

Die Anfänge der jüdischen Gemeinde in Piotrków Trybunalski reichen bis in das Jahr 1689 zurück, als König Jan Sobieski den Juden erlaubte, eine Synagoge in der Stadt zu bauen und einen Friedhof zu errichten. Beide sind nicht mehr erhalten. Die hölzerne Synagoge verbrannte 1740, und auf dem Gelände des Friedhofs, der in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts geschlossen wurde, wurden ein Krankenhaus und eine Straße gebaut (ul. Wojska Polskiego).

Außer dem altem Friedhof zeugt die sogenannte Große Synagoge an der ul. Jerozolimska 29 vom Kulturerbe der Juden von Piotrków. Sie wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts gebaut. Von den deutschen Besatzern zerstört, wurde sie in den 1960er Jahren instandgesetzt. Jetzt befindet sich darin die Stadtbibliothek. Über die ursprüngliche Bestimmung des Gebäudes informiert eine Gedenktafel. In der nahe gelegenen Kleinen Synagoge (auch aus dem 18. Jahrhundert), wo die Kinder- und Jugendabteilung der Bibliothek untergebracht ist, kann man an der östlichen Wand des Obergeschosses  Fragmente einer Wandmalerei sehen, die ein Teil der Ausschmückung des „aron ha-kodesch“ (Toraschrein) war.

Der neue, 1792 angelegte Friedhof an der ul. Spacerowa 93, heute mit einer Ziegelmauer umgeben, wurde während der deutschen Besatzung schwer beschädigt. Erhalten sind ein paar tausend Grabsteine, der älteste aus dem Jahr 1794.

Sehenswert sind auch die restaurierten Grabstätten von Zaddikim (d. h. „Gerechte“, chassidische Führer), bekannter rabbinischer Dynastien aus Wolborz, Radoszyce und Rozprza, wie auch des bekanntesten Zaddik aus Piotrkow aus dem 19. Jahrhundert, Chaim Dawid Bernard.

Am 8. Oktober 1939 ordnete der von den deutschen Besatzern eingesetzte Bürgermeister Hans Drechsler die Errichtung eines Ghettos für Juden an. Der Beschluss war am 30. September 1939 gefasst worden. Das Ghetto von Piotrków Trybunalski war damit das erste im besetzten Territorium Polens. Es lag auf dem Gebiet des Generalgouvernements. Der dafür bestimmte Bezirk umfasste die Altstadt und benachbarte Gebiete. Rund 30.000 Juden aus der Stadt und der Umgebung wurden dort zusammengepfercht. Hinzu kamen Juden aus Łódź. Im Oktober 1942 begann die Räumung des Ghettos. Etwa 20.000 Bewohner wurden in die Vernichtungslager Treblinka und Majdanek verschleppt. Übrig blieb das sogenannte Kleine Ghetto, ein Lager für mehrere tausend jüdische Zwangsarbeiter, die in Industriebetrieben von Piotrków arbeiteten. Auch dieses Lager wurde Ende August 1943 aufgelöst; stattdessen wurden bis November 1944 zwei Fabriklager eingerichtet. Die dort eingesetzten Häftlinge wurden danach in die Konzentrationslager Buchenwald und Ravensbrück gebracht.

Leszek Olejnik

Erinnerung

Auf einem Teil des ehemaligen alten Friedhofs gibt es heute einen kleinen begrünten Platz. An die ehemalige Nutzung des Ortes  erinnert eine Tafel an der Rückwand der neuen Synagoge an der ul. Jerozolimska 29 (Jerusalemer Straße).

In der Mitte des neues Friedhofes (ul. Spacerowa 93) befindet sich ein Denkmal in Form eines Grabmals, das an die 192 Juden aus Piotrków erinnern soll, die noch vor der Deportation nach Treblinka im Oktober 1942 hier ermordet wurden. In der Nähe des Eingangstores befindet sich ein weiteres Denkmal, gewidmet den Opfern der Hinrichtung der örtlichen jüdischen Intelligenz auf diesem Friedhof im Oktober 1943. Auf der Gedenktafel steht die Inschrift: „Möge dieses gemeinsame Grab auf ewige Zeiten ein Zeugnis der Leiden des jüdischen Volkes sein und der unmenschlichen Grausamkeit der deutschen Barbaren.“

An das Ghetto von Piotrków Trybunalski erinnert eine Tafel an der Wand eines Hauses an der Ecke Rynek Trybunalski und ul. Sieradzka.

Leszek Olejnik

Sonstige Informationen

Piotrków Trybunalski – Gedenkorte für die ermordeten Juden

 

Jerozolimska 29, Piotrków Trybunalski

 

Stadtplan (auf Polnisch und Englisch) einsehbar unter www.piotrkow.pl.