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Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen

Herzlich wilkommen auf der Webseite „Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg“
des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (DPJW).

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Poniatowa – Arbeitslager bei Lublin

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Geschichte

In Poniatowa, einem kleinen Ort in der Nähe von Lublin, richtete die deutsche Wehrmacht im September 1941 auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik für Fernmeldetechnik ein Kriegsgefangenenlager ein. Im Oktober und Dezember 1941 wurden 24.000 sowjetische Kriegsgefangene ins Lager eingeliefert, von denen bis zum Frühjahr des nächsten Jahres nur 2.000 überlebten. Die große Mehrheit der Gefangenen starb an den Lagerbedingungen, dem Hunger und der unmenschlichen Arbeit oder wurde ermordet. Die am Leben gebliebenen Kriegsgefangenen wurden in andere Lager deportiert oder an die SS überführt.

Im Herbst 1942 wurde die Fabrik unter die Verwaltung der SS gestellt und das Gelände des Lagers erweitert. Seit dieser Zeit funktionierte Poniatowa als Arbeitslager für Juden. Der erste Transport von Juden aus dem Ghetto von Opole Lubelskie traf im Oktober 1942 ein. Unter den Deportierten befanden sich auch slowakische und österreichische Bürger. Während des Aufstands im Warschauer Ghetto im April 1943 wurden etwa 8.000 bis 10.000 Juden aus Warschau in das Lager Poniatowa eingeliefert. Vor allem junge, arbeitsfähige Menschen wurden in dieses Lager gebracht, aber auch Familien mit Kindern. Es kamen auch Personen aus der Führungsschicht des Warschauer Ghettos, darunter Mitglieder des Judenrates, die eine gewisse Zeit auf bessere Behandlung rechnen konnten. Tausende Häftlinge starben an Hunger, unmenschlicher Arbeit, schlechten Lebensbedingungen und durch Hinrichtungen. Die Häftlinge von Poniatowa arbeiteten in Produktionsstätten im Lager selbst und außerhalb.

Während der endgültigen Liquidierung des Gettos in Warschau wurden Schneiderwerkstätten und andere Betriebe des deutschen Unternehmers Walter Többens ins Lager Poniatowa verlegt, das von ungefähr 400 SS-Männern und Kollaborateuren anderer Nationalitäten verwaltet und bewacht wurde, den sogenannten „Trawniki-Männern“. Unter ihnen befanden sich viele ehemalige sowjetische Kriegsgefangene. In Poniatowa war die „Jüdische Kampforganisation“, eine im Warschauer Ghetto entstandene Gruppe, aktiv. Sie unterhielt Kontakte mit dem jüdischen Widerstand in Warschau sowie mit der zusammen mit der polnischen Untergrundregierung gebildeten Organisation Żegota, dem Rat zur Unterstützung von Juden, die auf der „arischen“ Seite versteckt lebten. In das Lager wurden Geld, Medikamente und Waffen geschmuggelt; auch Fluchtversuche von Häftlingen wurden organisiert.

Am 4. November 1943 wurde das Lager aufgelöst. An diesem Tag ermordeten Einheiten der SS und der Polizei etwa 15.000 Häftlinge. Dieses Massaker war Teil einer größeren Mordaktion unter dem Decknamen „Erntefest“, bei der auch die bisher überlebenden jüdischen Häftlinge der Lager Majdanek und Trawniki getötet wurden. Nur sehr wenigen gelang die Flucht.

Zofia Wóycicka i Artur Podgórski

Erinnerung

Nach dem Krieg wurde auf dem Lagergelände wieder eine Fabrik eingerichtet, die nach 1989 geschlossen wurde. Heute hat eine Anzahl Kleinbetriebe hier ihren Sitz. In Poniatowa sind fünf Denkmäler und Gedenktafeln entstanden. Drei davon sind den Opfern des Kriegsgefangenenlagers und des Arbeitslagers gewidmet: Vor dem Verwaltungsgebäude der Fabrik steht eine Tafel in Erinnerung an die 1941-1944 in Poniatowa Ermordeten; auf dem Fabrikgelände erinnert in der südöstlichen Ecke ein Obelisk an die sowjetischen Kriegsgefangenen; an der ul. Modrzewiowa, Ecke ul. Nałęczowska steht ein Denkmal für die Häftlinge des „internationalen Lagers“ in Poniatowa, die 1941-1944 ermordet wurden.

Leider wird auf keinem der Denkmäler und Gedenktafeln erwähnt, dass mehr als 10.000 Juden Opfer des Arbeitslagers wurden, das von 1942-1944 an diesem Ort bestand. Am 4. November 2004, dem Jahrestag der deutschen Mordaktion „Erntefest“, fand die erste Gedenkfeier seit Kriegsende statt, die an die jüdischen Opfer des Arbeitslagers erinnerte. Unter den Teilnehmern waren der Botschafter Israels, die Oberrabiner von Warschau und Łódź sowie der Woiwode von Lublin.

Empfehlenswert sind auch folgende Seiten:

www.deathcamps.org

www.zchor.org/poniatowa/poniatowa.htm (auf Englisch)

Auf dieser Seite kann man Informationen und Berichte über das Lager finden wie auch den Schriftverkehr mit der Gemeinde über das Problem des Gedenkens an die jüdischen Opfer des Lagers in Poniatowa. Die offizielle Seite der Gemeinde Poniatowa unter  www.um.poniatowa.pl(nur auf Polnisch)

Zofia Wóycicka i Artur Podgórski

Sonstige Informationen

Poniatowa – Arbeitslager bei Lublin

 

Poniatowa, Polen

 

Bei der Planung des Besuches in Poniatowa kann man sich mit Artur Podgórski in Verbindung setzen, der sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Lager befasst und sich um das Gedenken an sie kümmert (E-Mail: artur32@wp.pl)

Empfehlenswert sind auch die Seiten www.deathcamps.org und www.zchor.org/poniatowa/poniatowa.htm (Auf dieser Seite kann man Informationen und Berichte über das Lager finden wie auch den Schriftverkehr mit der Gemeinde über das Problem des Gedenkens an die jüdischen Opfer des Lagers in Poniatowa.

Anfahrt:

Poniatowa liegt an der Landesstraße 832 und ist mit dem Bus aus Lublin, Kazimierz Dolny, Puławy oder Nałęczów zu erreichen. Die offizielle Seite der Gemeinde Poniatowa unter  www.um.poniatowa.pl(nur auf Polnisch)