Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen
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des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (DPJW).
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Słońsk – Museum der Märtyrer von Sonnenburg
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Słońsk (Sonnenburg) ist eine Kleinstadt südöstlich von Kostrzyn (Küstrin) und lag vor dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. In den 1830er Jahren hatten die preußischen Behörden hier ein Zuchthaus eröffnet, das beinahe ohne Unterbrechungen bis 1945 bestand. Im April 1933 errichteten die Nazis in den alten Gefängnisgebäuden von Sonnenburg eines der ersten Konzentrationslager auf dem Gebiet des Dritten Reichs. Das Lager unterstand der Gestapo. Hier saßen politische Gegner des NS-Regimes ein, vor allem Kommunisten und Sozialdemokraten. Unter den Häftlingen von Sonnenburg befand sich der Schriftsteller und Chefredakteur der „Weltbühne“, Carl von Ossietzky. Im Frühjahr 1934 wurde das Lager in ein Zuchthaus mit erschwerten Haftbedingungen umgewandelt, das bis Januar 1945 bestand. In Sonnenburg waren nur Männer inhaftiert. Die Zusammensetzung und Anzahl der Häftlinge änderte sich mit der Zeit. Bis 1941 wurden hier vor allem Deutsche inhaftiert, Straffällige, u. a. Menschen, die für das verbotene Hören von ausländischen Sendern verurteilt wurden (von den Nazis „Rundfunkverbrechen“ genannt) und Kriegsdienstverweigerer. Die Zahl der Lagerinsassen nahm seit Anfang 1941 zu, als immer mehr polnische und andere Häftlinge eintrafen, u. a. wegen Fluchtversuchs von der Zwangsarbeit. Ab Herbst 1942 trafen auch politische Häftlinge aus Westeuropa ein, die während der sogenannten „Nacht-und-Nebel-Aktion“ im Dezember 1941 festgenommen worden waren, um die Widerstandsbewegung in den besetzten Ländern Westeuropas zu brechen. Bei dieser Aktion wurden viele politische Gegner plötzlich festgenommen und hingerichtet oder in Lager und Gefängnisse in Deutschland verschleppt, ohne dass ihre Familien etwas über ihren Aufenthaltsort erfuhren. In Sonnenburg wurden Franzosen, Belgier, Dänen und Holländer gefangen gehalten. Die Franzosen bildeten die stärkste Gruppe unter diesen Gefangenen. Der erste Transport aus Frankreich traf im September 1942 ein. Diese Häftlinge standen unter besonders harter Aufsicht, jeglicher Postverkehr z. B. war ihnen untersagt. Außerdem saßen hier Häftlinge aus Luxemburg, Jugoslawien, Bulgarien, Tschechien, der Slowakei und Russlands sowie Bürger anderer Länder ein.
Ab 1941 war das Gefängnis überfüllt. Viele Häftlinge starben wegen der schlechten Lebensbedingungen. Zahlreiche Häftlinge wurden auf dem Lagergelände hingerichtet. Gegen Ende des Krieges wurden schwer kranke Insassen ermordet. Bei der Auflösung des Zuchthauses in der Nacht zum 31. Januar 1945 erschossen die Deutschen über 800 Häftlinge verschiedener Nationalitäten. Die übrigen wurden evakuiert. Die Rote Armee erreichte Sonnenburg am 2. Februar 1945.
Zofia Wóycicka
1974 wurde in Słońsk das Museum des Martyriums von Sonnenburg eröffnet, das der Geschichte des Zuchthauses und Konzentrationslagers Sonnenburg gewidmet ist. Das Museum kann nach Absprache mit der Gemeindeverwaltung oder dem Kustos besichtigt werden. Außerdem befindet sich in Słońsk der Friedhof der Zuchthausopfer (ul. Kolejowa), auf dem 1995 ein Denkmal in Form eines Tores enthüllt wurde, gestiftet von der luxemburgischen Häftlingsgemeinschaft. In den erhaltenen Gebäuden des Zuchthauses befindet sich auch heute eine Haftanstalt.
Zofia Wóycicka
Słońsk – Museum der Märtyrer von Sonnenburg
ul. 3 Lutego 54 66-436 Słońsk
Tel. Gemeindeverwaltung: +48 95 7572271-76, 7572271
E-Mail: sekretariat@slonsk.pl
Zugänglich nach vorheriger telefonischer Termitvereinbarung mit dem Kurator des Museums Błażej Kaczmarek: Tel.: +48 95 7572527
Anfahrt: Słońsk liegt an der Landesstrasse 133, 15 km östlich von Kostrzyn. Erreichbar mit der Bahn (Fahrpläne unter http://rozklad-pkp.pl/?q=de/node/144) oder mit dem Bus aus Kostrzyn oder Gorzów Wielkopolski.