Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Polen
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des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes (DPJW).
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Trawniki – Arbeitslager
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Trawniki ist ein kleiner Ort ca. 40 km südöstlich von Lublin. Hier befand sich eine alte Zuckerfabrik mit Gleisanschluss, die unter der nationalsozialistischen Herrschaft seit Sommer 1941 zu einem Arbeitslager ausgebaut wurde. Hierher wurden Juden aus dem gesamten Generalgouvernement deportiert, die u.a. in einem Pelzverarbeitungswerk und in einer Bürstenfabrik arbeiten mussten, die zum SS-Wirtschaftsimperium (Ostindustrie GmbH) gehörten. Die Arbeit erfolgte unter härtesten Bedingungen. Im Zuge der Liquidierung des Warschauer und anderer Ghettos wurden weitere 6.000 Juden nach Trawniki deportiert, darunter der Chronist des Warschauer Ghettos, Emanuel Ringelblum. Mitte 1943 waren im Lager Trawniki ca. 10.000 Juden inhaftiert.
Wegen der wirtschaftlichen Bedeutung des Lagers – u.a. durch Herstellung von Wehrmachtsbekleidung in der Firma Fritz Schultz & Co. GmbH, für die ca. 6.000 Inhaftierte arbeiteten – wurde im September/Oktober 1943 in Berlin zunächst beschlossen, das Lager der Verwaltung der Konzentrationslager (Wirtschaftsverwaltungshauptamt der SS) zu unterstellen. Kurz darauf befahl jedoch der Reichsführer SS Heinrich Himmler – möglicherweise aus Furcht vor Aufständen wie den im Vernichtungslager Sobibór vom 14. Oktober 1943 – die Auflösung aller Lager im
Distrikt Lublin. In Rahmen der sogenannten Aktion „Erntefest“ fand innerhalb kürzester Zeit die Ermordung der jüdischen Zwangsarbeiter statt. In Trawniki wurden am 3. November 1943 fast alle Lagerinsassen durch Massenerschießungen umgebracht. Die Verbliebenen mussten die Leichen anschließend verbrennen, bevor sie ebenfalls ermordet wurden.
Traurige Berühmtheit hat der Ortsname durch das ebenfalls dort befindliche SS-Ausbildungslager für Hilfsmannschaften erlangt, die im daneben liegenden Arbeitslager „geschult“ wurden. Die sogenannten „Hiwis“ (Hilfswillige) wurden zunächst in Kriegsgefangenenlagern und anderenorts angeworben, durchliefen dann eine zwei- bis dreimonatige Ausbildung, bevor sie bei Massenerschießungen, Ghettoliquidierungen, Wachdiensten in KZs und der sogenannten Partisanenbekämpfung eingesetzt wurden. Insgesamt schätzt man, dass in Trawniki 4.000 bis 5.000 „Hilfswillige“ aus besetzten osteuropäischen Ländern ausgebildet wurden. Sie waren meist zwischen 18 und 22 Jahren alt und wurden häufig als „Trawniki-Männer“ bezeichnet oder auch nur kurz „die Trawniki“ genannt.
Matthias Barelkowski
Auf dem Gedenkstein, der heute in Trawniki an das Verbrechen erinnert, ist die Rede von 10.000 Ermordeten. Andere Quellen sprechen von 6.000 Erschossenen innerhalb eines einzigen Tages.
In Trawniki erinnert heute nur noch ein bescheidener Gedenkstein an das Arbeitslager. Er trägt die Aufschrift: „Tysiącom ofiar różnych narodowości pomordowanym przez barbarzyńców hitlerowskich w obozie Trawniki w latach 1939-1944 społeczeństwo powiatu Lubelskiego“ (den tausenden Opfern unterschiedlicher Nationalität, ermordet von den Hitler-Barbaren im Lager Trawniki in den Jahren 1939-1944, von den Einwohnern des Bezirks Lublin)
Auf dem Sockel des Gedenkstein steht: „W dniu 3 listopada 1943 r. Niemcy zamordowali ok. 10 tysięcy żydów z różnych krajów Europy“ (Am 3. November 1943 ermordeten die Deutschen ca. 10.000 Juden aus unterschiedlichen Ländern Europas)
Bei diesen Wiesen entstand 2013, von Jugendlichen initiiert, ein Wandbild, welches an die Arbeitslager erinnern soll. An die schmerzhaften Ereignisse in diesem Gebiet sollen auch aufgenommene Gespräche mit Zeitzeugen sowie ein Wandbild, welches an einem Fragment einer originalen Lagerwand angebracht worden ist, erinnern. Zu sehen ist hier ein Lageplan des Lagers sowie Menschen, die gerade im Lager ankommen.
Matthias Barelkowski
Trawniki bei Lublin – Arbeitslager
Trawniki, Polen
Trawniki liegt ca. 40 km südöstlich von Lublin an der Landstrasse 838, die die Fernstrassen 82 und 17 verbindet.